Project Description
Würdevoller Abschied im virtuellen Kreis
„Damit beim letzten Fest alle dabei sein können“, unter dieser Überschrift ist in der aktuellen Ausgabe 05/2021 im Magazin „Bestattung“ ein ausführliches Interview über uns erschienen. Im Gespräch mit Carolin Oberheide gibt Geschäftsführerin Simone May Praxiseinblicke, wie sie mit Digitale Trauerfeier Hinterbliebenen dabei hilft, im virtuellen Kreis einen würdevollen Abschied zu ermöglichen und Ausblicke zum Thema Abschiedskultur.
Aus: Bestattung 05/2021, Carolin Oberheide im Gespräch mit Simone May
Welche Ansprüche stellen Hinterbliebene heute an eine Trauerfeier?
Wer eine Trauerfeier in Auftrag gibt, entstammt heute häufig einer jüngeren, hedonistischeren Generation: Willige Leistungsempfänger, die sich beim Bestatter standardisierte Rituale verkaufen lassen, weichen selbstbewussten, bestens informierten Menschen, die ihre Trauerarbeit an anderer Stelle erledigen. Kürzlich erhielt ich einen Auftrag aus einem bayrischen Dorf in der Nähe des Starnberger Sees, der zeigte, dass auch im ländlichen Raum Tradition nicht immer Trumpf ist: Der Verstorbene war Mitglied eines Segelclubs mit weit verstreuten Mitgliedern, die an der Trauerfeier teilnehmen wollten, Unser Auftrag war nicht die Live-Übertragung der Beisetzung als passive Frontalsituation, sondern den virtuellen Trauergästen durch eine aktive Teilhabe am gemeinsamen Abschied ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu ermöglichen.
Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es bei diesem interaktiven Format für die Trauergäste?
Sie können eine digitale Trauerfeier aktiv mitgestalten und inszenieren, sodass sie der verstorbenen Person gerecht wird. Trauergäste können kleine Reden halten, Persönliches sagen und sich mit anderen austauschen. Fotos, eine Diashow, Videoaufzeichnungen oder Tonaufnahmen können die Feier ergänzen, manchmal werden Gegenstände in die Kamera gehalten und Geschichten dazu erzählt, Den Kern bilden lebendige Erinnerungen. Zu Beginn der Feier stelle ich den Rahmen vor und zeige die Möglichkeiten innerhalb der Struktur auf. In der Regel gibt es eine professionelle Trauerrede und Musik, die den Rahmen für die Beiträge der Trauergäste schaffen.
Oft ändert sich die bedrückte Stimmung im Laufe der Feier, man schmunzelt gemeinsam über Anekdoten. Ein bisschen wie in einem Trauercafé bzw. bei einem Leichenschmaus. Anlässlich der Flut in NRW und Rheinland-Pfalz haben Sie online einen öffentlichen Round Table zum Thema Trauer und Anteilnahme organisiert.
Wie funktioniert eine derartige Veranstaltung?
Aufgrund des breiten Publikums und des großen öffentlichen Interesses haben wir ein Diskussionsformat nach Art einer Talk Show gewählt. Unterschiedliche Podiumsteilnehmende aus der Bestattungsbranche, Trauer- und therapeutischer Traumaarbeit, unter anderem aus dem Bohana-Netzwerk aber auch von der Nachbarschaftshilfe kamen zu Wort, bevor sich Gäste mit ihren Fragen und Erfahrungen einbringen konnten, Mein Ziel war es, mit einem digitalen Format Anteilnahme auszudrücken und diejenigen zu stärken, die sich als freiwillige Helferinnen und Helfer vor Ort bei jenen einbringen möchten, die alles verloren haben. Wir wollten mit unserem Angebot auch sensibilisieren, achtsam mit sich und den eigenen Grenzen umzugehen.
Dieses Format, das wir mit einer großen Resonanz über Social Media beworben haben, spiegelt einen Trend zur Enttabuisierung des Todes wider. Trauer und Abschied verlagern sich von der Ursprungsfamilie hin zu einer neuen Peergroup, die Anteil nimmt – auch, wenn man sich nicht persönlich kennt. Wichtig ist, dass man einander versteht. Ich finde es bemerkenswert, wie viele Menschen auf Social Media inzwischen Seiten wie Trauer/Now folgen, weil sie das Thema Tod interessiert.
Wie erklären Sie sich diese neue Offenheit für Tod und Trauer?
Ich komme aus den Niederlanden. Dort ist die vorherrschende Einstellung: Es gibt kein Leben ohne Tod. Der Tod wird dort nicht wie hierzulande zwangsläufig als Problem gesehen, das es mit großer Anstrengung ständig abzuwenden gilt. Langsam übernehmen wir jedoch auch in Deutschland etwas von der niederländischen Lebenseinstellung: Hierzulande sehr erfolgreiche Zeitschriftenkonzepte wie beispielsweise Happinez kommen aus Holland. In jeder Ausgabe ist mindestens ein Artikel zum Thema Loslassen oder Raum für Neues zu finden. Sich mit dem Abschiednehmen zu befassen, rückt in die Wellness-Ecke und wird frühzeitig geübt.
In welche Richtung entwickelt sich die klassische Trauerfeier durch digitale Möglichkeiten?
Viele Menschen recherchieren Produkte im Internet und erwarten vom Bestatter keine herkömmliche Ladenberatung mehr, sondern persönliche Dienstleistungen, bei denen eigene Wünsche nicht abgetan, sondern erfüllt werden. Für die Zukunft stelle ich mir zunehmend hybride Trauerfeiern vor, bei denen es um viel mehr als die filmische Begleitung bzw. Dokumentation des Abschieds und der Beisetzung geht. Ich sehe, dass wir mit den digitalen Trauerfeiern zwischen der analogen Welt‘, also dem Geschehen in der Trauerhalle oder auf dem Friedhof, und der ‚digitalen Welt‘, also der Trauerfeier per Videokonferenz hin und her schalten werden.
Damit meine ich, dass zum Beispiel der Live-Gesang aus der digitalen Feier per Stream in die Trauerhalle übertragen wird. Dadurch werden Teilnehmende aus beiden ‚Welten‘ orts- und zeitzonenübergreifend verbunden, mit Musik, einer einfühlsamen Rede und eigenen Beiträgen berührt und am Abschied beteiligt. Das schafft Brücken zwischen gestern, heute und morgen und verbindet Menschen nachhaltig.
Interview: Carolin Oberheide, Bundesverband Bestattungsbedarf
Das Magazin des Bundesverband Bestattungsbedarf erscheint vierteljährlich und informiert als Fachmagazin über aktuelle Trends in der Bestatterbranche.
Digitale Trauerfeier ist Mitglied im Bundesverband Bestattungsbedarf e. V.
In welchen Verbänden und Organisationen wir uns noch für eine zeitgemäße und nachhaltige Abschiedskultur einsetzen, erfahren Sie hier.
03.11.2021
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